Der 50-50 Killer by Mosby Steve

Der 50-50 Killer by Mosby Steve

Autor:Mosby, Steve [Mosby, Steve]
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 3426197677
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-06-08T22:00:00+00:00


4. Dezember

5 Stunden 5 Minuten bis Tagesanbruch

2:15 Uhr

Eileen

Eileen saß oben in Johns Arbeitszimmer, in den bequemen Ledersessel zurückgelehnt, auf dem er an den meisten Abenden mindestens eine Stunde verbrachte. Da er nicht hier sein konnte, schien es schade, ihn nicht zu nutzen. Als John noch früh aufstehen musste, hatte sie sich im Bett oft auf seine Seite gerollt und dort weitergeschlafen, um sich ihm in seiner Abwesenheit näher zu fühlen. Das hier war so ziemlich das Gleiche, obwohl sie andere Gefühle hatte.

Hier im Arbeitszimmer erledigte ihr Mann den größten Teil der Arbeit, die er zu Hause machte. Zwei Bücherregale an der Wand standen einem Schreibtisch gegenüber, wo er seinen Computer hatte. Die Wand dahinter war mit gerahmten Zeugnissen, Zeitungsartikeln und Fotos bedeckt, die aus der ganzen Zeit seiner Karriere stammten. Das Zimmer wurde von einer Stehlampe erleuchtet, deren Licht blass und weich war.

Die Vorhänge ihr gegenüber waren zurückgezogen, und ihr Spiegelbild schien sie von jenseits des Fensters anzustarren, eine matte, fast geisterhaft verwischte Gestalt, die den Telefonhörer ans Ohr hielt.

Es klingelte weiter an ihrem Ohr, und ihre Frustration wuchs mit jedem schrillen Ton.

Nimm ab, verlangte sie.

Ihre Nummer zu Hause war in Johns Mobiltelefon einprogrammiert. Sie sah ihn vor sich, wie er aufs Display schaute und wusste, dass sie es war, die anrief, und wie er überlegte, ob er den Anruf annehmen sollte. Zur Frustration gesellte sich jetzt Zorn.

Antworte mir.

Draußen vor dem Fenster sah sie, wie ihr Spiegelbild ein Glas Wein hob und einen weiteren Schluck nahm.

»Hallo«, sagte er.

Gott sei Dank. Jetzt, da er geantwortet hatte, ließ die Angst, die sie geplagt hatte, ein wenig nach. Doch der Zorn blieb. Sie stellte das Glas auf dem Tisch neben sich ab, vielleicht ein wenig laut.

»Du hast dir aber Zeit gelassen.«

»Tut mir leid. Ich musste in den Flur rausgehen. Ich bin schließlich bei der Arbeit.«

John hatte nie gern telefoniert, und das Schweigen anderer war ihm immer peinlich. So ließ sie es einen Moment andauern, um zu sehen, was er tun würde. Sie genoss es ein wenig, wie unangenehm es ihm war, dann sagte er:

»Du bist ja spät noch auf.«

»Ja, nicht wahr?«

Am anderen Ende des Zimmers hing eine Uhr, fast zwanzig nach zwei. Es war lange her, dass Eileen um diese Zeit auf eine Uhr geschaut hatte.

Als sie noch jünger war, war es öfter vorgekommen. Damals war sie gewohnheitsmäßig so lange wie möglich aufgeblieben und dann früh wieder aufgestanden, weil es einfach so viel zu tun gab. Auf seinem Totenbett würde man wohl kaum auf sein Leben zurückschauen und wünschen, man hätte mehr Zeit mit Schlafen verbracht. John war auch immer so gewesen. Er hatte die gleiche Tatkraft, und zum Teil war es das gewesen, was sie überhaupt zu ihm hingezogen hatte. Lange hatte ihre Beziehung eine Unkompliziertheit und einen natürlichen Rhythmus gehabt, die zu ihrer Überzeugung beigetragen hatten, dass sie gleichwertige Partner seien, die gut zueinander passten. Dass alles in Ordnung war.

Dieser Gedanke war richtig, wenn auch merkwürdig angesichts des Hasses, den sie jetzt auf seine Hingabe an den Beruf verspürte.

Während sie zusammen älter wurden, hatten die Dinge sich natürlich geändert.



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